Mein Name ist Stephan und ich habe ein iPhone. Nicht weiter schlimm, gell – hat jeder, genau. Ein iPhone mit dem man den lieben, langen Tag lang sein Leben in Text und Bild dokumentieren kann, wie und wann man mag, oder auch nicht. Kommt stark auf die, ich sage mal, Art des persönlichen Exhibitionismus‘ an – tolle Sache. Mag ich auch. Allerdings ist es irgendwann seltsam, wenn man zu dem Punkt kommt, dass man feststellt, ein paar Kameras zu Hause liegen zu haben, die man auf einmal längere Zeit nicht mehr in der Hand hatte…warum eigentlich nicht?

Oha. Ich habe ja dieses iPhone. Fotos, schnell und komfortabel ins Internet laden – Dinge, die man sieht teilen, vielleicht gefallen sie noch jemandem, Lob ernten, nächstes Bild und noch eins und noch eins. Das gefällt den Leuten, da ist mehr los, als auf meinem Fotoblog – krass – noch eins. Und noch viele andere mehr. Das Motiv ist ja klasse…hochgeladen. Alle andere machen ja noch krassere Fotos (Wahnsinnige, die ihre DSLR-Bilder auf z.B. instagram hochladen mal ausgenommen) – was geht, das kann ich auch. Hochladen. Gefällt. Gefällt. Gefällt. Gefällt nicht – ohoh. Habe ich was falsch gemacht? Bin ich in Ungnade gefallen? Folge ich zu wenigen Leuten auf diversen Foto-ins-Netz-Communities, was ist da los? Neue Motive müssen her – und hochgeladen, gefällt wieder – das Ego ist beruhigt – erstmal.

Und dann sitze ich da, komme nicht zur Ruhe, entwickle eine seltsame Art Stress, sehe keine Motive mehr, finde meine angestaubte Kamera im Regal liegen und komme so langsam drauf, dass da irgendwas seltsam läuft. Was ist passiert? Klar ist es ein schönes Gefühl, wenn anderen die Fotos gefallen, die man so schiesst…andererseits ist es für mich eine seltsame Art von Einweg-Wegwerf-Gefällt-Mir-Und-Anderen-Auch geworden.

// Edit:
Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass das keine Hetze gegen die Fotografie mit iPhones oder sonst einer Art der Fotografie mit Nicht-Kameras ist, sondern eher der eigene Umgang mit Bildern, Motiven und vor allem: der Grund, warum man solche Fotos macht. Es macht mir ja selbst Spass. Nur muss ich für meinen Teil eben aufpassen, ob das Gefühl dabei für mich noch stimmt.

Bei längerem Nachdenken bin ich darauf gekommen, dass das zwar alles eine wunderbare Sache ist, aber nicht die Art des Fotografierens, die mir so am Herzen liegt. Nach einigen Gesprächen (Danke an alle Beteiligten!), ein wenig Fotopause, Rotwein, viel Zeit zum Nachdenken, Sorgen, Hoffnungen und ein paar mehr iPhone-Fotos bin ich auch schon zumindest einen kleinen Schritt weiter. iPhone ist toll und macht mir Spass – und gut. Ha. Das musste ich mal loswerden. Mein Name ist Stephan, und ich habe ein iPhone. Ab und zu mache ich Fotos damit… vor allem, wenn kein Platz für die ‚große‘ Kamera ist – wie die letzten 1.5 Tage in Brüssel. Stressfrei.