Ich stehe in meiner Küche, koche eine Suppe, drehe das heisse Wasser an, von meinem Rechner aus brummelt ein Podcast vor sich hin, das iPhone ist mit dem richtigen Timer für die Waschmaschine eingestellt, Heizung auf 4…

…und dann die Erinnerungen an das vergangene Wochenende in Frankfurt – um genau zu sein ‚Occupy Frankfurt‘. Frierende Leute aus aller Herren Länder, wenn auch nicht unbedingt ‚Occupier‘ – wie Mohammed. Der junge Palästinenser, den ich dort am Feuerfass getroffen habe, erzählt mir von der Bewegung, wo er überall war, wie er sich durchs Leben schlägt – von Tag zu Tag…er hat ein riesiges Wissen über Systeme, deren Aufbau, ‚wie es in Deutschland läuft‘, erzählt mir, warum er nicht in seine Heimat zurückreisen kann und warum er schliesslich in Frankfurt gestrandet ist, sich schliesslich der Bewegung angeschlossen hat und wo seine Handschuhe sind.

Eine lange, traurige Geschichte.

Das war der trostloseste Ort, den ich jemals in Deutschland gesehen und deren Geschichten ich gehört habe. Umringt von Bankenhochhäusern, voller Zelte, Müll, frierenden (und auch übelst hustenden) Menschen, die sich teils keine Handschuhe, eine Decke oder ähnliches leisten können…grinst mich Mohammed an und ich höre mir bei einer Zigarette den baldigen Untergang des Systems an. Ich fotografiere ein wenig. Und danach – aber nicht mehr wie davor.

Stimmt nachdenklich. Ich drehe die Heizung auf 2 runter.